Der internationale Fussball steckte diesen Sommer in einer veritablen Krise. Unkenrufe nach staatlicher Unterstützung, Spielabsagen allenthalben und sogar das Flaggschiff «Europameisterschaft» musste von der UEFA um ein Jahr verschoben werden. Umso erfreuter dürfte sich der einfache Fussballfan gezeigt haben, als bekannt wurde, dass der traditionsreiche Fussballmatch zwischen dem UHT Traktor und dem TV stattfinden kann. Im Ringen um Livesport-Inhalte verschliefen die TV Sender aber leider die Gelegenheit, die Fernsehrechte für dieses uralte Traditionsturnier zu sichern. Quasi umgerechnet für ein Butterbrot (Bier hätte uns ja gereicht!) wären die Lizenzen zu haben gewesen. Diesen Tolggen müssen sich die Programmplaner von SRF, Teleclub & co ins Reinheft eintragen lassen. Gerade vom SRF wäre mehr zu erwarten gewesen, handelt es sich bei der Übertragung dieses Leckerbissens eigentlich um einen service public – eine Beschwerde bei der Ombudsstelle ist hängig.
Anyway, die Teams trafen sich trotz Ausschluss der Öffentlichkeit pünktlich im Chapf ein für den Kampf um den begehrten Wanderpokal. Lediglich nahe Familienangehörige, Spielerberater und Scouts waren als Publikum zugelassen. Man darf also gespannt sein, ob der ein oder andere bald auf dem grossen Fussballparkett zu sehen sein wird.
So traditionsreich dieses Spiel ist möchte man meinen die Spielphilosophie des UHT wäre in Stein gemeisselt. Allerdings hat sich das Spiel der Traktoren über die Jahre hinweg stark gewandelt und stets adaptierte man Einflüsse des modernen Fussballs. So war sich denn auch Spielertrainer Lorenz nicht zu schade ein innovatives, modernes Spielsystem spielen zu lassen. Drei Innenverteidiger, zwei Sechser, sowie 2 offensive Aussenverteidiger kurbelten das Spiel an, um vorne die drei Stürmer in Szene zu setzen, welche in ihrer Interpretation und Raumzuteilung viele Freiheiten genossen. Im Tor gelang letzte Saison nicht nur auf dem Unihockeyfeld ein veritabler Transfercoup, sondern es stellt sich auch die Frage, ob hinsichtlich des Fussballmatches der Traktorsportchef auch fussballerische Qualitäten abcheckte. Jedenfalls erwies sich der Einsatz von Marc im Tor noch als siegbringend (dazu später mehr). Das 3-2-3-2 jedenfalls sorgte in Halbzeit eins dafür, dass das Spiel lange ausgeglichen, aber nicht minder umkämpft war. Erst kurz vor der Pause blitzte die Klasse des Flügels Jim auf, der aus halbrechter Position herrlich in die Weite Ecke schlenzte und so die Traktoren in Führung brachte. Diese hielt dann allerdings nicht all zu lange, da der TV aus dem Gewühl heraus die kurze Unachtsamkeit in der Traktordefensive nutzte und ausglich. Quasi mit dem Halbzeitpfiff gelang dem Unihockey aber wiederum der Führungstreffer, ebenfalls aus einem Gewühl vor dem TV-Tor heraus. Mit dem 2:1 zeigte sich die Mannschaft mehrheitlich zufrieden, doch war besonderes Augenmerk auf die pfeilschnellen Stossstürmer des TV zu legen.
So starteten die Traktoren zwar konzentriert in die zweite Halbzeit, doch immer mehr schien die Intensität an der Traktoren-Defensive zu nagen. Doch Spielertrainer Lorenz, gestählt aus unzähligen UHT vs. TV Matches, hielt die Defensive eisern zusammen. So rannten die jungen wilden des TVs immer wieder auf die massierte Traktorabwehr zu, doch ein ums andere mal konnte geklärt werden. Die taktische Ausrichtung schien zu stimmen, denn immer wieder konnte auch der UHT gefährlich werden. So war es wiederum Jim, welcher erneut aus halbrechter Position herrlich in die Ecke schlenzen konnte und somit zum vorentscheidenden 3:1 für das Unihockey traf. Vorentscheidend? Mitnichten, denn ein fragwürdiger, oder zumindest harter Strafstoss – Experten hatten eher eine Schwalbe des TV Stürmers gesehen – sorgte für den Anschlusstreffer des Turnvereins. Spätestens jetzt wäre ein Weckruf oder ein Input von aussen nötig gewesen. Doch das Publikum blieb stumm. Wohlwissend, dass der Ausgleich in der Luft lag und sie somit in den Hochgenuss einer Verlängerung kommen sollten – und sie behielten recht. Quasi mit dem Schlusspfiff kassierten die Traktoren noch den Ausgleich und konnten sich somit nicht für eine gute Leistung mit dem Sieg in der regulären Spielzeit belohnen. Während sich die Millionarios von Bayern München, Liverpool & Co jeweils nach 90 Minuten von Krämpfen geplagt auf dem Boden krümmen schien bei beiden Teams noch Saft im Tank für die Zusatzschicht. Unter Flutlicht – ein Traum für jeden Fussballromantiker, wenn auch das Licht nur gerade für ¾ des Platzes reichte – zeigten die beiden Teams noch einmal eine engagierte Leistung. Allerdings gereichte es keinem der beiden Teams mehr zu einem Treffer, womit dieses spektakuläre Duell die Krönung schlechthin erfuhr: Elfmeterschiessen. Die Trainer wählten also aus ihren Kadern die treffsichersten aus, um das Penaltyschiessen zu entscheiden.
Der TV gewann den Münzwurf und entschied, dass der Traktor vorlegen musste. So lief denn auch der erste Mann in rot zum Schuss an. Einige auf den Zuschauerrängen dürften Flashbacks vor dem inneren Auge gehabt haben an die WM 2006 in Deutschland, als Marco «die Zunge» Streller & co kläglich versagten. Doch diesmal zeigten sich die Mannen in rot souverän. Ein Elfmeter nach dem anderen wurde souverän im Tor versenkt. Währenddessen scheiterte Grün einmal am Gebälk und ein weiteres mal konnte der Transfercoup Marc einen Schuss parieren. Spätestens beim letzten Elfmeter dürften die Einschaltquoten in die Höhe geschossen sein, aber die hiesige Fernsehlandschaft schlief ja bekanntermassen. Somit gewann der UHT nach einigen Niederlagen in den letzten Jahren dieses spannende Duell mit 7:5 n.P. (3:3)
Der Pokal wandert also wieder von der Vitrine des Turnvereins in diejenige des Unihockey. Dort bleibt er für mindestens ein Jahr, bis die beiden Teams sich wiederum zum Duell treffen. Dannzumal werden sich die Sportsender aber hoffentlich nicht noch einmal einen solchen Leckerbissen durch die Lappen gehen lassen. Meisterlich war dann auch die Grillete auf dem Hurbig, welche sich noch lange hinzog. Auch ohne Übertragungsrechte verkaufen zu müssen war für Speis & Trank reichlich gesorgt. Vielen Dank allen Teilnehmern, Organisatoren und Zuschauern, welche dieses Spiel so einmalig machten.
Für dä Traktor, Cuche
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